Epagneul de Saint Usuge
Der Jagdhund für alle Fälle
  Gerry unterm Hochsitz!        Wie ich „Schneider“ wurde „Du musst sofort kommen, wir müssen noch Rehwild schießen!“ Diese Ansage hatte ich kaum  vernommen, da war das Auto gepackt. Mit Hund und warmen Sachen ging es gen Spessart. Vom  wolkenlos blauen Himmel strahlte die Sonne. „Was für ein Wetterchen für Gerry und mich“, freute ich  mich, bis wir in den Hundsrück kamen. Der graue, wolkenverhangene Himmel mit leichtem Nieselregen,  begleitete uns die nächsten Tage. So trostlos waren auch die jagdlichen Erfolge. Der Samstag vor dem dritten Advent änderte  jedoch  alles. Blauer  Himmel und Sonnenschein bei ca. -6°C.  In der Nacht gab es Raureif und  die  Wiesen  waren mit weißem Puder überzogen  und die  Wiesenschäden sahen aus wie niedliche Berge. In der Nacht stand der  Vollmond am Himmel und schaute auf die fleißigen Jäger hinunter, die  durch Obstplantagen und über Rapsäcker pirschten, auf der Suche nach  schießbaren Schwarzkitteln. Als wir uns dann auf einem Hochsitz  eingerichtet hatten, gab es endlich  den ersehnten  Anblick: drei Sauen  auf einem Rapsacker – weit weg. Dabei blieb es, denn die drei  verschwanden nach einiger  Zeit plötzlich  im nahen Wald. Aber wir  hatten eine wundervolle Mondnacht erlebt und Daheim gab es als  Entschädigung einen „Guten Schluck“. Der dritte Advent musste die Wende bringen! Um 16.00Uhr ging es zum Hochsitz am Wildacker, mit  Daunenmantel, Isoliermatte und Hund. Gerry bekam sein Bett am Fuß der Leiter und wurde in der ihm  bekannten Weise angebunden und abgelegt. Doch vorher musste ich ihn von der Leiter holen, denn er  war schon die ersten fünf Sprossen nach oben unterwegs. Ich frage mich nur wie man diese „Bergziege“  nachher wieder nach unten bekommen würde. Oben angekommen richtete ich mich häuslich und auf eine lange  Wartezeit ein. Ein Blick aus dem Fenster und ein energisches  „ablegen“, quittierte er mit einem sehnsüchtigen Blick nach oben. Dann kam die Zeit der großen Ruhe und ich schaute in die  Landschaft zu meinen Füßen und tief in mich hinein. Langsam  verschwand die Sonne hinter den Randbergen am Main und sandte rote Zungen über den Himmel und die bereiften Wiesen und Felder.  Es wurde dunkler und 17.00Uhr und es tat sich nichts. Nur eine Eule  stattete  meinem  Hochsitz ab und  zu einen Besuch ab. Von Gerry war nichts zu hören. Er hatte wohl seine Lektion im Sommer gelernt. Es wurde immer dunkler, das Büchsenlicht schwand langsam dahin und der Mond stand bereits niedrig  hinter dem Wald in meinem Rücken. Ich leuchtete  wieder die Wiesen ab, als  ich  plötzlich ein Reh im  Glas hatte. Leider hatte auch Gerry es zeitgleich in der Nase und versuchte mit einem mächtigen Sprung  diese Entdeckung zu untersuchen – was durch die Leine aber ergebnislos verlief. Den Krach durch Hund  und Leine an der Leiter, hätte selbst ein tauber Rehbock nicht ausgehalten. „Was mach ich nur mit diesem „Sausack“? Im Kofferraum frisst er die Rückenlehne an, hier draußen  vergisst er seine Erziehung und im Rucksack auf die Kanzel schleppen will ich die 22kg auch nicht. Nach einem Rundblick über die leere Wiese, wurde zusammengepackt und mit unfreundlichen Gedanken der Hochsitz wieder verlassen. Da mir das Wasser inzwischen bis zum Hals stand, war ich sehr schnell  unten. Waffe und Rucksack in die Ecke und….. tut das gut! Jetzt auch noch den Hund lösen und ab in die  warme Stube – dachte ich.  Gerry hatte aber andere Pläne. Denn kaum war er der Leiter entbunden,  verschwand er im nahen Wald auf der Fährte des abgesprungenen Rehs. Der Mond stand inzwischen hoch hinter dem Wald und schicke seine hellen Lichtstreifen zwischen die  Bäume, deren Schatten den Waldboden in weiße und schwarze Streifen teilte. Dazwischen war mein  Gerry völlig lautlos verschwunden. Da stand ich nun. Einsam, ohne Hund und ohne Beute, in der stillen,  klaren Vollmondnacht und machte mit Sorgen und wartete auf meinen eifrigen Jagdbegleiter. Ich  versuchte möglichst leise, laut zu rufen und zu pfeifen – was naturgemäß erfolglos blieb. Leider war ich gerade nicht in der richtigen Stimmung um die  Schönheit  dieses  Augenblicks zu  genießen. Ich hatte  nur meinen verschwundenen Hund  im Sinn. Mein Gerry hatte mich aber auch im  Sinn, den plötzlich stand er, so lautlos wie er verschwunden war, wieder bei mir und strahlte mich  freundlich an (dieser Sausack!).  Dieses Schwanzwedeln meines Hundes war das schönste Dritte-Advents-Geschenk und ich ging doch  nicht als Schneider nach hause. Autor: Udo Weeser zurück zurStartseite des Hundeportraits zu Gerry!  
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